Spirit Guide #2 - Der zweite Monat - Feel Good World Trip

Spirit Guide #2 - Der zweite Monat

11/15/2015

Noch einmal dieselbe Reise machen

Ein weiterer Monat zog ins Land, noch schneller als der erste. Wenn ich Leuten erzähle, was ich bereits alles erlebt habe, wo ich überall gewesen bin, dann fühlt es sich nach dem Abriss immer so an, als hätte ich gar nicht so viel gemacht. Als ich mein Tagebuch zum Schreiben diesen Blogeintrages öffnete und die ersten Zeilen vom 22.10.15 gelesen habe, erschrak ich zunächst, da die darin verfassten Gefühle bereits in weite Ferne gerückt sind. Beim durchblättern der nächsten Seiten durchlief ein Film mein inneres Auge. Mir wurde zum ersten Mal bewusst, welche Prozesse mein Geist während dieser Reise verarbeitet. Witzig an dieser Sache ist auch, dass mir erst im Nachhinein bewusst wird, was für coole Erlebnisse ich hier habe. Als ich letztens meine Fotos durchschaute, war ich über die Orte erstaunt. Das ist doch seltsam, oder? Es ist so als würde das Gehirn mehrere Eindrücke aufnehmen und das Bewusstsein im Moment nur einen Bruchteil wahrnehmen. Erst später scheinen sich die restlichen Informationen zu entfalten. Also lasst uns gemeinsam auf staunend auf den letzten Monat zurückblicken!
Osaka - Abeno Harukas

Abschluss eines Kapitels

Am 22.10.15 verabschiedete ich mich von der Doronko-Familie und Tanja in Ehima. Es fühlte sich so seltsam an, auf einmal war Tanja ganz weit weg für mich und ich fühlte mich so allein wie noch nie auf meiner Reise. Wenn ich darüber so nachdenke, habe ich im ersten Monat stets nach einer Möglichkeit gesucht, sie  über Umwege wieder zu sehen und somit gab es in meinen Gedanken eine Person, die auf mich wartet. Doch damit war Schluss, denn wir schlugen nun getrennte Weg ein. 
Doronko-san in Ehima

Ich musste mich daran erinnern, wie viele Bekanntschaften ich während meiner Reise bisher geknüpft habe. Eigentlich war ich nie abhängig von Tanja, aber der Trennungsschmerz hielt trotzdem ein paar Tage an. In Osaka hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass Whats App und Facebook meine Einsamkeit nicht beenden, ich wollte meine Freunde und Familie am liebsten bei mir haben. Ein paar Tage stand ich mir selbst im Weg. Die Lösung war einfach, ich musste einfach nur Leute kennenlernen, aber ich wollte niemanden neues kennenlernen. Es war so sinnlos im Nachhinein betrachtet!
Naja, schlussendlich habe ich dann doch Menschen kennengelernt. Sie erfüllten mein Herz mit Liebe! An dieser Stelle muss ich ihnen noch einmal danken: Andrew, Poom und Micah.
Poom aus Thailand
Micah aus den Philippinen

Andrew aus Amerika

Sinneswandel

Meine Toastdiät ist beendet, das Leben bei der Doronko-Familie zeigte mir, wie ich meinen Körper runtergezogen habe. Seitdem sehe ich die Dinge, die ich kaufe, von einem anderen Blickwinkel. Da ich Inhaltsstoffe nicht lesen kann, versuche ich grob abzuschätzen, inwiefern das jeweilige Essen meinem Körper förderlich ist. Mein Ernährungsplan funktioniert wie folgt: Kohlenhydrate und Proteine sind primär, Ergänzungsstoffe über Obst und Gemüse aufnehmen; abwechslungsreiche Nahrung zuführen. Mit diesem Grundprinzip steigert sich meine Experimentierfreude wieder. Ausserdem möchte ich nun so viel kochen wie nur möglich, um mein Essen auch lecker zuzubereiten.  Der erste Schritt dahingehend war, dass ich von einem Japaner das Reiskochen lernte. Seitdem ist dieses gesunde Korn nun meine Hauptmahlzeit. Die Inhaltsstoffe sind unschlagbar. Ich möchte meine neue "Reisdiät" im späteren Leben weiterhin umsetzen. Ausserdem will ich meine Kochkünste weiterhin ausbauen. Einmal stand ich 4 Stunden in der Küche und habe für alle Hostelgaeste gekocht. Und es hat so viel Spass gemacht! Dieses Gefühl möchte ich nicht mehr loslassen. 
Osaka - Bento von Hotelmitarbeiterin

Nach dem ersten Monat fühlte ich mich noch, als würde ich zwischen den Spähren schweben. Auf der einen Seite bin ich am anderen Ende der Welt unterwegs, doch ich fühle mich auch noch stark an Zuhause gebunden. Mein Wunsch war es, in Jena später zu leben und zu studieren. Doch nach einem Monat später sehe ich bereits neue Perspektiven. Ich kann mir nun vorstellen, überall auf der Welt zu leben. Momentan ist es eher so, dass ich im Raum von Europa studieren möchte. Mal sehen, wie meine Sichtweise darauf in einem Monat sein wird :D
Der Grund dafür ist, dass ich nun das Gefühl habe, mit beiden Beinen fest im Travelerleben zu stehen. Mit den gesammelten Erfahrungen bildet sich in mir der Glaube, dass die ganze Welt mein Zuhause ist. Denn kein Ort ist heutzutage schwer zu erreichen. Überall gibt es Menschen, die auf mich warten, meine Freunde zu werden. 
Es gibt sogar eine Seite in mir, die an den Franzosen im Hostel in Tokyo denkt und sagt: Dieser Mann reist sein ganzes Leben schon um die Welt. Er ist an nichts gebunden, kann nach seinem Rhythmus leben und mit dem Minimalsten auskommen. Ich möchte diese Freiheit, die er besitzt!
In solchen Momenten muss ich immer schmunzeln... Ich bin gerade mal zwei Monate von Zuhause weg und schon werde ich arrogant und glaube, nichts kann mir mehr etwas anhaben. Das ist typisch für mich. Dabei habe ich doch gerade erst angefangen. Und selbst nach meiner Reise werde ich nicht unverwundbar sein. Es wird immer Momente geben, die mich herunterreissen und man lernt ja nie aus im Leben. 
Koya-san - Okunoin Friedhof

Wenn wir über Lernprozesse reden... mein Japanisch wird immer besser. Ich konnte mich bereits betrunken problemlos unterhalten. Doch je mehr ich die Sprache erlerne, desto mehr wird mir bewusst, dass ich eigentlich nichts kann. Der Ehrgeiz packt mich. Ich möchte mehr wissen, wissen wie ich meine Gefühle ausdrücke, wie ich über bestimmte Dinge denke, ... Trotzdem weiss ich, dass ich ein Limit habe. Mit der Abreise aus Japan werde ich das Studium nicht weiter verfolgen, da mein eigentlicher Reiz immer darin bestand, mit anderen zu kommunizieren und nicht die Sprache an sich zu lernen. Es gibt so viele andere Dinge, die ich lernen möchte und worauf ich mich fokussieren werden, sobald ich aus Japan raus bin. Ich finde das zwar schade, dass ich nie etwas längerfristig verfolge, aber vielleicht kommt in naher Zukunft etwas, was mich lange fesselt^^

Die Zeit drängt

Der Herbst in Japan ist magisch. Ich habe mich schon gefragt, wann er hier ankommt, da der Laubfall in Deutschland schon längst begonnen hat. Doch da es hier länger warm bleibt, scheinen sich die Bäume auch etwas mehr Zeit zu lassen. Nun wird es abends zu kalt, um nur ein T-Shirt zu tragen. Ich fürchte mich davor, dass die Temperatur nun drastisch sinken wird und ich draussen nicht mehr zelten kann. Auch wenn meine Lust auf Trekking-Touren abnimmt (der Komfort siegt halt immer :D), so möchte ich mir diese Möglichkeit trotzdem offen halten. Ich möchte nicht an Hostels gebunden sein, weil das für mich eine Einschränkung meiner Freiheit bedeutet. Denn so könnte ich nicht überall übernachten, wo ich möchte, weil ich vorher alles buchen müsste. 
Koya-san - Herbstimpressionen

Natürlich spielen auch andere Wetterfaktoren eine Rolle. Regen kann eine Trekking-Tour vermiesen. Tatsächlich hatte ich während meiner gesamten Reise nur einmal richtig schlechtes Wetter, als ich den Fuji-san hochwanderte. Sonst  hatte ich bei Tag und Nacht nur klaren Himmel, vielleicht ein paar Male abends Regen, wenn ich dann zufällig eine Überdachung gefunden habe. Während ich in Hostels verweilte, gab es dann auch mal ein paar Tage Regen. Bei so viel Glück muss es doch irgendwann mal schief gehen, denkt man sich dann immer. 
Koya-san - Trekking um den Berg herum
Auf jeden Fall baute sich in mir ein Druck auf. Denn aus Erfahrungswerten weiss ich, dass es im Herbst häufiger regnet und mit Kälte zusammen wäre das kein schönes Erlebnis. Also entschied ich mich ab Kyoto, also Anfang November, den schnellsten Weg nach Okinawa zu nehmen, um das letzte Kapitel im Sommer verbringen zu können. Doch vorerst besichtigte ich Kansais wichtigste Spots, da es hier wirklich spannende Orte gibt.  
Mein ursprünglicher Zeitplan meiner Japanreise ist total durcheinander. Dies gab mir zudem eine Berechtigung, einige Orte zu überspringen. 

In Hiroshima angekommen, änderte sich meine Gefühlslage schlagartig. Ich will nicht nur herumreisen und flüchtige Bekanntschaften knüpfen. Ich will arbeiten und ein "Zuhause" für eine bestimmte Zeit haben. Dieses Gefühl kam hoch, als mir gesagt wurde, dass noch Freiwillige für die Hostelarbeit gesucht werden. Es war der Höhepunkt meines Freiheitsgefühls. Ich suchte zwei Monate lang nach Arbeit in Japan und mir wurde bewusst, dass dies mit meinen Japanischkenntnissen schwerer ist, als gedacht. Um mich nicht weiter zu frustrieren, habe ich mit diesem Gedanken abgeschlossen. Und nun war es so einfach; ich konnte es fast gar nicht glauben! Die nächsten zwei Tage lief ich mit einem Dauergrinsen umher. Und dass ich eigentlich nur noch einen Monat in Japan übrig habe, war mir ab diesem Moment völlig egal.
Hiroshima - Santiago Hostel


Hiroshima - Die erste Woche

Die Arbeit ist kurz, aber nicht so toll wie die Feldarbeit. Was mich frustriert, ist Arbeit ohne sichtliche Resultate oder klare Indikatoren. Da das Hostel jeden Tag gesaeubert wird, entstehen selten Dreck. Trotzdem ist sie sehr entspannt und ich kann mich eigentlich nicht beschweren. Von Hiroshima habe ich nicht viel gesehen. Ich blieb die Woche Zuhause und habe Blog geschrieben, da ich viel aufzuholen hatte. Ausserdem tut es richtig gut, auch mal nichts zu unternehmen. Es scheint so, als würde ich mich vor Gesprächen mit Japanern zurückziehen und einfache Konversationen auf Englisch oder Deutsch aufsuchen. Allerdings merke ich deutlich, wie der Wechsel der Sprachen auf meinen Ausdruck wirkt. Es fällt mir teilweise schwer, die richtigen Worte zu finden. Auf alle Fälle fuehle ich mich hier pudelwohl und geniesse die familiäre Atmosphäre. Sobald ich mit meinen Aufgaben am PC durch bin (ich bin zu ehrgeizig), werde ich wieder etwas unternehmen.
Santiago Hostel - Abend mit Jan und Phillipe
Bis hierhin bin ich gekommen. Ich bin gespannt, was mich als nächstes erwartet! 

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