Hiroshima - Moments
11/17/2015
Eine Stadt - Zwei Gesichter
Die letzte Woche war für mich ein Leben Zuhause, auch wenn ich für mich selbst verantwortlich bin. Es ist ein schönes Leben. Ich lerne in dieser Zeit sehr viel für das alltägliche Leben und mache nebenher noch etwas Sightseeing. Auch wenn die Zeit hier bald vorbei sein wird, ist es für mich das richtige Mass an Erlebnissen. In diesem Blog möchte ich zum einen den familiären Alltag und im Kontrast dazu den Besuch des schaurigen Peace Memorial Museums thematisieren. Viel Spass!
Alltag im Hostel Santiago
Das Datum spielt nicht wirklich eine Rolle, da es einen Alltag gibt, also wiederholende Vorgänge. Der erste Teil davon ist die Arbeit am Vormittag. Sorry, ich hab vergessen, Fotos davon zu machen. Den nächsten Part bildet die freie Zeit, in der ich Sachen für mich und die Hostelgaeste tue... nur in sehr langsamer Geschwindigkeit :D
Kochen - Jetzt lerne ich es!
An einem Abend gab es Pancakes, wovon noch Mehl übrig blieb. Deshalb entschied ich, Pizza zu machen.
Zutaten vorbereiten...
Und warum dieser Aufwand? Es gab keinen Ofen^^
An einem anderen Tag gab es Suppe... mit japanischen Zutaten <3
An einem anderen Abend ging es zum AllYouCanEat Shabu Shabu. Eingeladen vom Chef! War nicht billig. Und hier habe ich mir weiteren Input von japanischen Gerichten gegeben. Man muss ja erstmal wissen, wie Dinge fertig schmecken, bevor man mit ihnen arbeitet.
Auf der Heizplatte wird eine grosse Suppenschüssel erwärmt.
Die Sosse links ist Chilli und die Sosse rechts Seegras. Darin werden die Zutaten gekocht. Das ganze wird auch Nabe genannt.Das ist das Fleisch Shabu Shabu, dünne Scheiben, die kurz im Eintopf gegart werden.
Alle Mitarbeiter und ein Freund vom Chef sind dabei :)
Das ist ungefähr die Hälfte des Fleisches, den anderen Turm haben die Restaurantarbeiter bereits weggeräumt.
Abends werden in der Runde noch zwei grosse Sakeflaschen geköpft.
Das bin ich nach der 9. Woche, Stand: 13.11.15
Achja, hier noch zwei Dinge, die ich in der Stadt gesehen habe:
An die Südschulkinder, die das hier lesen, kommt euch die Karte nicht auch bekannt vor? ;D
Hiroshima - Peace Memorial Park
Der Park ist der modernste Part der Stadt, hier wird seit 1950 viel Arbeit und Liebe hineingesteckt, um den Platz intakt zu halten.
Steintafeln vermitteln geschichtliches Wissen über den Atombombenvorfall von 1945
Das ist das Mahnmal Hiroshimas. Sie erinnert an eine verletzte Person und die Eisenstangen stellen Baumaterial für Häuser dar, die der extremen Hitze der Kernspaltung nicht standhalten konnten. Dass diese Stangen in der Person drin stecken, ist euch sicherlich nicht entgangen.
Die ewige Flamme, die als Hüter des Friedens fungiert.
Dies ist ein Gedenkbogen, der an die zahlreichen Opfer erinnert.
Und seht mal, welches weitere Symbol zufällig auf der Spitze gelandet ist!
Das Peace Memorial Museum, Eintritt nur 35 Cent!? Hier soll jeder eintreten können.
Kneif mich mal, den Audioguide gibt es sogar auf Deutsch...
Ich bin froh, dass ich den mir geholt habe, denn ich war mir nicht bewusst, was mich da drinnen erwartet...
Nachdem am Anfang ein flacher Korridor überwunden werden musste, fand ich mich in präparierten Häusermauen wieder, die halb abgerissen waren. Zu Anfang der Ausstellung wurden ein paar Fakten zur Atombombe dargelegt: Zerstörungsradius ca. 5km, Temperatur im Hypozentrum 1 mio. Grad Celsius, Temperatur am Rand des Pilzes ca. 4000 Grad Celsius, Luftüberdruck 1,6 bar.
Dann folgte die Veranschaulichung, was diese "Daten" mit dem Menschen anrichteten... Alles im Umkreis von 800m ist verdampft, sogar Metall. Menschen, die nicht so nah am Hypozentrum waren, hatten eine Chance zu überleben. Qualen ersuchten sie, denn die Hitzewelle verbrannte ihr Fleisch und die Haut schälte sich. Die Organe wurden durch die Druckwelle zerstört. Glassplitter und andere Materialien flogen und trafen die Opfer.
Eine schematische Darstellung des Explosionsradius. Im Museum wurden technische Daten immer wieder ins Leben gerufen. Darauf folgten individuelle Geschichten von Opfern. Es war wie ein Strudel, in dem man immer tiefer hineingezogen wird und aus dem es keinen Ausweg gibt. Während ich die Ausstellung passierte, suchte ich unbewusst nach Lösungen, wie ich damals diese Katastrophe am besten überlebt hätte... doch es gab einfach keinen Weg, wie man es hätte besser machen können. Ich empfand Ohnmacht und Verzweiflung, als ich im Museum war.
Viele Ausstellungsstücke sind original geborgene Kleidungstücke oder Utensilien, meist von Schulkindern. In Hiroshima wurden Schüler zu Abrissarbeiten in die Stadt geschickt, um Schutzbunker im Falle von Bombenangriffen zu errichten.
Dieser Mann hielt seine Hand aus dem Fenster. Seine Hand wurde verbrannt, die Nagelbetten des Mittel- und Ringfingers waren zerstört. Anstelle, dass nichts mehr wuchs, entstanden fortan diese Schwarzen Nägel, die mit Blutgefäßen versetzt waren. Jedes Mal, wenn die Nägel abbrachen, blutete es fürchterlich. Dieser vergleichsweise harmlose Vorfall machte mir Gänsehaut und hat es deshalb in den Blog geschafft.
Geschmolzene Dachziegel. Ein Phänomen, welches bisher nur durch die Atombombe bekannt ist. Die Hitze war so stark, dass selbst Bäume in 5km Entfernung noch zu brennen begannen. Dabei muss ich immer an die Menschen denken, die näher am Hypozentrum standen. Ich frage mich, wie einige das überleben konnten.
Von der atomaren Verseuchung brauch ich ja nichts mehr erzählen, da das jedem bekannt ist, was es mit dem Körper anrichtet. Damals hatte man aber keine Ahnung. Die Japaner sahen nach Wochen, selbst noch nach Jahren, wie ihre Lieben an den Spätfolgen starben. Keiner konnte sich erklären, was vorging. Der Atombombenabwurf ist ein Experiment am Menschen gewesen. Die Studien laufen heute noch. Dieses Bild zeigt einen Vorhang, der mit schwarzen Linien durchzogen ist. Die Japaner nannten es "Schwarzer Regen". Viele sind vermutlich damals rausgegangen, um das wunderliche Phänomen zu betrachten. Die Menschen beschrieben, dass es einen starken Temperaturfall gegeben hat. Wie Düster die Gegend in dem Moment ausgesehen haben muss.
Gegen Ende wurde nur noch etwas von der kaum vorhandenen Medizinversorgung erzählt. Ich konnte nicht einmal mehr dem Audioguide zuhören. Am Ausgang befand sich eine grosse Tafel, auf der folgender Satz niedergeschrieben war:
Ich war den Tränen nahe... |
Nachdem ich all die Zerstörung und die Verzweiflung sah, war ich umso ergriffener, als ich diese florierende Stadt anschliessend in all seiner Pracht wiedergesehen habe.
Links "The Dome", ein Gebäude, welches nahe des Hypozentrums stand. Es überstand den Vorfall und erstrahlt mitsamt der Stadtlichter in der Nacht.
Ein tolles Happy End, findet ihr nicht auch?
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